Mädchen*theater - Ein Blick ins Tagebuch

In der Workshopwoche haben die Mädchen* zusätzlich Tagebuch geschrieben, um die Woche immer gut in Erinnerung zu behalten. Wir durften ein bisschen reinspicken - natürlich mit Erlaubnis der Mädchen*!

Montag

Als es losging waren wir alle aufgeregt, wer kommt alles zum Mädchen*theater-Workshop? Welche neuen Mädels lerne ich kennen?



Zuerst saßen wir im Stuhlkreis und haben uns mit Namen, unseren Hobbies und einer Charaktereigenschaft, die mit unserem Anfangsbuchstaben unseres Vornamens anfängt (z.B. die mutige Marie), vorgestellt. Mit einem schnellen Reaktions- und Geschicklichkeits-Ballspiel hatten wir uns die Namen innerhalb kürzester Zeit eingeprägt.


Danach sollten wir uns im Saal verteilen und herumlaufen, bei einem Stopp stehen bleiben und die Augen verschließen und dann mit verschlossenen Augen in einen Kreis finden. Das ging von Anfang an ziemlich gut und schnell.



Dann ging es in hitzige Diskussionen um die Vorurteile und Stereotype von Mädchen* und Frauen*, aber auch warum es schön ist, ein Mädchen* oder eine Frau* zu sein. Diese sammelten wir auf einem Plakat, die Vorteile wurden in schwarz und die Stereotype bzw. Nachteile in rot geschrieben.

Auf einem Plakat stehen Vor- und Nachteile, die die Mädchen* mit "Mädchen*-Sein" verbinden.
Auf einem Plakat stehen Vor- und Nachteile, die die Mädchen* mit "Mädchen*-Sein" verbinden.
Mehrere Mädchen* sitzen auf einer Bühne. Eine von ihnen spricht ins Mikrophon.
Mehrere Mädchen* sitzen auf einer Bühne. Eine von ihnen spricht ins Mikrophon.
Mädchen* sitzen auf einer Bühne und quatschen.
Mädchen* sitzen auf einer Bühne und quatschen.

Nach dem leckeren Mittagessen (Gemüselasagne) konnten wir das erste Mal richtige Bühnenluft schnuppern. Unsere Aufgabe war es einzeln auf die Bühne zu kommen und still eine Minute in das Publikum zu blicken und dabei Augenkontakt zu halten. Die ersten paar Sekunden war das gar nicht so einfach, aber nach und nach hat man sich daran gewöhnt. Da fällt einem erst auf, wie lange eine Minute dauern kann…



Anschließend sollte jede von uns sich aus dem Plakat ein Statement raussuchen und für sich formulieren, um es auf der Bühne vorzutragen. Mit richtig lauter Stimme und selbstbewusster Körpersprache.



Was wir alle gerne gespielt haben, war das Monster-Spiel… Es ging so: Es werden so viele Stühle im Saal verteilt, sodass ein Stuhl mehr da ist als Mitspieler*innen und Anne, die Workshop-Leiterin, war das Monster. Sie musste sich den freien Stuhl ergattern und die Mitspieler*innen von ganz hinten aus dem Saal mussten vorrennen und den Stuhl besetzen, sodass Anne, das Monster, sich den nächsten Stuhl krallen konnte. Das erforderte jede Menge Absprache im Team und strategische Vorgehensweisen.



Zu jedem Workshop-Ende gab es eine Abschlussrunde mit Feedback. Dafür sammelten wir uns in einem Kreis und Anne gab einen Ton an und wir machten mit, sodass zum Schluss jede ungefähr in derselben Tonlage war.

Dienstag

Wir freuten uns alle schon auf den nächsten Tag. Natürlich durfte zu Beginn das schnelle Ballspiel nicht fehlen und unser aller Lieblingsspiel: das Monster-Spiel. Als neue Herausforderung kam das Zeitmessen hinzu, wir haben es immer länger geschafft, das Monster vom freien Stuhl fernzuhalten.

Heute ging es auch um das Thema Vertrauen, da sich Schauspieler*innen auf der Bühne gegenseitig vertrauen und sich auf ihre Schauspielpartner*innen verlassen müssen. Eine von uns saß mit dem Rücken zu uns vor der Bühne. Die Restlichen saßen weiter hinten in einer Reihe. Nun sollte eine von uns leise nach vorne zur Bühne laufen, und das Mädchen, das ganz vorne saß musste sagen, wenn sie dachte, dass jemand unmittelbar hinter ihr steht. Es war sehr interessant, wie unterschiedlich alle die Nähe des anderen wahrnahmen. Die nächste Vertrauensübung hatte es in sich. Wir standen alle ganz hinten im Saal und sollten in unserem eigenen Tempo nach vorne laufen und Anne fängt uns auf. Das Schwierige daran: mit geschlossenen Augen!!! Ein paar Meter vor der Bühne haben viele von uns automatisch gestoppt, obwohl uns Anne alle sicher aufgefangen hat. Bei der zweiten Runde haben wir uns schon viel weiter getraut und sind sicher in Anne´s Arme aufgefangen worden.

Vertrauensspiel: Ein Mädchen* läuft mit geschlossenen Augen auf eine Person. Sie muss ihr vertrauen, dass sie rechtzeitig Stopp sagt.
Vertrauensspiel: Ein Mädchen* läuft mit geschlossenen Augen auf eine Person. Sie muss ihr vertrauen, dass sie rechtzeitig Stopp sagt.
Mädchen* sitzen auf Stühlen vor einer Bühne und hören der Theaterpädagogin zu.
Mädchen* sitzen auf Stühlen vor einer Bühne und hören der Theaterpädagogin zu.

Wir übten nochmal unsere Statements und gingen als Kleingruppen auf die Bühne und fügten unsere Statements zusammen.

Heute gab es leckere Spaghetti mit Tomatensoße zum Mittagessen.

Danach waren wir gut gestärkt für die Gruppenarbeit, in der wir verschiedene Szenen durchgesprochen und erarbeitet haben. Die eine Gruppe hatte eine Schulszene vorbereitet, in der es darum ging, dass ein Lehrer mehrere Mädchen aus dem Unterricht schickt, da sie zu kurze und freizügige Kleidung tragen. In der anderen Szene wurde das Thema K.O.-Tropfen behandelt.

Drei Mädchen* sitzen auf dem Boden und schreiben Buchstaben auf Plakate.
Drei Mädchen* sitzen auf dem Boden und schreiben Buchstaben auf Plakate.
Mehrere Mädchen* sitzen auf einer Treppe, die zu einer Bühne führt und schreiben Tagebuch
Mehrere Mädchen* sitzen auf einer Treppe, die zu einer Bühne führt und schreiben Tagebuch

Diese Szenen konnten wir gleich auf der Bühne üben, jede von uns hat eine Rolle eingenommen und wir haben mehrmals durchgetauscht, sodass jede mal in eine andere Rolle schlüpfen konnte. Das Improvisieren auf der Bühne hat viel Spaß gemacht und jedes Mal kam etwas Neues dazu, was man beim nächsten Improvisieren miteingebunden hat. Es war wirklich sehr kreativ.

Mittwoch

Auch heute haben wir mit dem Ballspiel angefangen, wir wurden immer besser und schneller dabei!!!

Wir haben uns nochmal das Plakat angesehen und unsere wichtigsten Statements mit einem Sticker versehen. Währenddessen kam Britta, die Pressedame von miteinanderleben, uns besuchen, hat Fotos gemacht und Interviews geführt.

Nach dem Mittagessen waren wir gestärkt für den Nachmittag.

Die Gruppe sitzt um ein Plakat herum, auf dem Vor- und Nachteile von Mädchen*sein stehen.
Die Gruppe sitzt um ein Plakat herum, auf dem Vor- und Nachteile von Mädchen*sein stehen.
Zwei Personen geben Essen aus.
Zwei Personen geben Essen aus.

Heute war das Thema: Wie stelle ich Gefühle auf der Bühne dar.

Zuerst sind wir im Saal rumgelaufen und Anne hat ein paar lustige Gangarten reingerufen, wie z.B. leise und schleichend, dominant, bescheuert… Das war wirklich lustig, wir konnten uns so richtig zum Affen machen.

Die Gruppe läuft auf lustige Weise im Kreis herum.
Die Gruppe läuft auf lustige Weise im Kreis herum.

Donnerstag

Heute haben wir ein neues Spiel ausprobiert: das Zwinkerspiel. Dabei sitzen wir im Stuhlkreis und es gibt eine Fängerin, die in der Mitte steht. Die Spielerinnen müssen nonverbal, also nur mit Mimik, mit einem Zwinkern, sich verständigen und die Plätze tauschen. Die Fängerin beobachtet die anderen und versucht einen freien Stuhl zu ergattern. Das hat mega Spaß gemacht.

Vor dem Mittagessen arbeiteten wir noch an unseren Szenen weiter, es kamen mehrere neue Szenen dazu. Nach den leckeren Pfannkuchen ging es wieder um die Gefühle und Emotionen, wie wir diese auf der Bühne in unserer Körpersprache umsetzen. Da wir in unseren Szenen auch Männer darstellen, haben wir geprobt, wie man sich als Mann bewegen und Männlichkeit zeigen kann.

Zwei Mädchen* stehen auf der Bühne und haben Spaß. Eine Person steht vor der Bühne und spricht mit den Mädchen*.
Zwei Mädchen* stehen auf der Bühne und haben Spaß. Eine Person steht vor der Bühne und spricht mit den Mädchen*.

Freitag

Die Woche ging rasend schnell vorbei und es kam uns gar nicht vor, dass wir uns alle erst seit einer Woche kennen. Es ist toll, wie sich unsere Mädelsgruppe zusammengefunden hat und es fühlte sich an, als ob wir uns schon seit Jahren kennen würde, fast wie eine Familie.


Unseren letzten Tag begonnen wir wieder mit dem Ballspiel und dem Zwinkerspiel und im Anschluss haben wir an unseren Szenen weitergearbeitet und geprobt. Am Nachmittag waren wir nochmal so richtig wütend! Aber natürlich nur schauspielerisch. In der einen Szene wird einem Mädchen ganz schwindelig und sie wird ohnmächtig. Dieses Torkeln und benommen sein und (sicher) fallen haben wir auch geübt. Das war auch sehr lustig.

Zwei Mädchen* üben eine Theaterszene. Eine Person liegt auf dem Boden, die andere beugt sich über sie und hält ihren Kopf.
Zwei Mädchen* üben eine Theaterszene. Eine Person liegt auf dem Boden, die andere beugt sich über sie und hält ihren Kopf.
Mädchen* spielen Theater auf der Bühne.
Mädchen* spielen Theater auf der Bühne.

Jedes Mädchen wurde zu der Workshop-Woche interviewt und gab ihr Resümee mit ihrem Statement ab, was zu einem kleinen Filmzusammengeschnitten wurde.


Zum Abschluss der Woche gab es noch eine große gemeinsame Feedbackrunde. Wir waren uns alle einig, dass uns die Woche sehr viel Spaß gemacht hat und wir gerne weiter an unseren Szenen arbeiten würden.

Die Gruppe trifft sich seit dem Auftakt-Workshop wöchentlich und arbeitet weiter an dem Theaterstück.

Hier hat die Gruppe noch ein paar Zitate von den Mädchen* gesammelt, was sie ungerecht finden und gerne verändern wollen:

A dress is not a yes
Zitat
Zitat
Zitat
Zitat
Zitat

Bildnachweis: Alle Fotos und Grafiken kommen vom Jugendraum Tiefenbronn/miteinander leben, die das Mädchen*theater ins Leben gerufen haben.

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